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Nachhaltigkeit:Prima Klima in Gemünd

Wie ein Familienwochenende so nachhaltig wie möglich gestalten?
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Datum:
22. Sep. 2023
Von:
Dr. Tobias Kanngiesser

Dieser Herausforderung stellten sich zwölf Familien aus der Pfarreiengemeinschaft Frechen vom 8. bis 10.9. im Selbstversorgerhaus "Auszeit Eifel" in Gemünd in der Eifel. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem Familienbund Kolping Köln durchgeführt. "Auch Familienangebote sollen klimafreundlich sein! Wir wollen damit einen Beitrag zu den Klimazielen unseres Erzbistums leisten. Wir freuen uns, dass diese Idee so viele Menschen in der Pfarreiengemeinschaft Frechen begeistert hat!", erklärte Diözesansekretärin Katja Joussen. 

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Fünf Brote – zwei Fische

Schon die Anreise wurde von Engagementförderer Markus Gehringer so klimafreundlich wie möglich geplant. Die Autos waren bis auf den letzten Platz gefüllt und bis unters Dach mit Materialien, „Resten aus dem Kühlschrank“ und Einkäufen vom Hofladen beladen. Nachdem die Zimmer bezogen waren, gab es die erste Aufgabe: Getreu dem biblischen Thema „Fünf Brote und zwei Fische“ waren alle Familien aufgefordert, ihre mitgebrachten Vorräte zu teilen. So kam ein buntes, schmackhaftes Buffet zusammen, von dem alle reichlich satt wurden. Der erste Abend klang draußen bei unterhaltsamen Kennenlernspielen und drinnen bei Gesellschaftsspielen in gemütlicher Runde im Kaminzimmer aus.

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Mit allen Sinnen

Zum Frühstück am Samstagmorgen gab es frische Brötchen vom lokalen Handwerksbetrieb und selbst hergestellte Marmeladen, Gelees und Honig. Um 9 Uhr wurden wir von Aggi Majewsky, einer Naturführerin, auf der Wiese hinter dem Haus erwartet. Mit ihr erlebten wir innerhalb von drei Stunden den Wald "mit allen Sinnen".

Mit der Frage "welchen wilden Tieren könnten wir wohl begegnen?" wurden direkt alle mit einbezogen. Da wurden Rehe, Wildschweine, Vögel, Kühe, Füchse ..., aber auch Wölfe, Luchse und Adler aufgezählt. Und tatsächlich: bis auf die Kühe, die nicht mehr wild leben, sind alle genannten Tiere im Naturpark Eifel zu Hause.

Bevor wir in den Wald loszogen, bekam jeder noch eine "Nuss", in Form einer Murmel, und durfte diese, gleich einem Eichhörnchen, an einem geheimen Ort verstecken. Bei strahlendem Sonnenschein ging es los in den Wald. Auf dem Weg durften sorglos Brombeeren gepflückt und genascht werden. "Der Fuchsbandwurm ist entgegen der verbreiteten Meinung nicht für den Menschen gefährlich", erklärte Aggi Majewsky. Wildschweinspuren wurden ausfindig gemacht und der Breitwegerich als Heilmittel für Mückenstiche und Blasen entdeckt.

Am "eigenen Leib" erspürten wir spielerisch, wie der Borkenkäfer sich unter die Rinde der Fichte vorarbeitet. In Kleingruppen konnten wir bedenkenlos viele unterschiedliche Pilze finden und zusammentragen. "In Deutschland gibt es keine kontaktgiftigen Pilze", sagte Aggi und konnte uns jeden Pilz erklären. Ein Pilz durfte sogar vorsichtig mit den Lippen und der Zunge gekostet werden.

Im vertrauensvollen Spiel führten sich Paare mit verbundenen Augen durch ein Stück des Waldes zu ausgewählten Bäumen. Diese wurden "blind" ertastet, umarmt, beschnuppert ... Danach sollte dieser Baum sehend wiedergefunden werden, was gar nicht so leicht war. Wiederum mit verbundenen Augen führte uns eine Leine über Stock und Stein. Mal auf Ellenbogenhöhe, mal knietief verlief eine Schnur von Baum zu Baum. Allein durch Tasten oder hilfreiche Hinweise von sehenden Teilnehmern galt es Wurzeln, Stöcke und kleine Erhöhungen zu überwinden. Abenteuerlich für Groß und Klein- und alle gingen tapfer mit! Voller Informationen, einem offeneren Blick für Gottes wundervolle Schöpfung und geschärften Sinnen endete die Walderkundung zurück auf der Wiese und mit dem Wiederfinden der versteckten "Nüsse". Danke an Aggi, für einen spannenden, kurzweiligen Vormittag!

Danach wurde in der In der Küche geschnippelt bis die Messer glühten und schweißtreibend geröstet und gerührt! Kürbis- und Kartoffelsuppe standen auf dem Speiseplan. Wunderbar am gesamten Wochenende auch die Erfahrung, gemeinsam für unser aller Wohl zu sorgen. Alle Erwachsenen, Jugendlichen und Kinder leisteten morgens, mittags und abends ihren Beitrag dazu, dass der Tisch gedeckt, das Essen zubereitet und später aufgeräumt und gespült wurde. Ganz ohne Plan. Einfach großartig!

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Nachhaltigkeit im Alltag

Am Nachmittag wurde das Außengelände für Workshops verschiedener Art genutzt.

Mit Begeisterung wurden Bienenwachstücher, Lippenbalsam und Handcreme selber hergestellt. Der Gasbrenner bekam keine Pause und lief im Dauereinsatz. Letztlich konnte jede Familie Tücher und Kosmetika für sich mit nach Hause nehmen.

Die Highlights für die kleinen und die großen Kinder waren das Kerzengießen aus Wachsresten und die Herstellung von bunter, samtweicher Spielknete. Die zusammengerührten und in Handarbeit geformten Saatbomben wurden bereits vor Ort der Natur übergeben und werden wohl in einigen Monaten fröhlich um das Haus herum blühen.

In der Küche war Körpereinsatz gefragt. Drei Kilogramm Teig für Stockbrot wurden eifrig durchgeknetet. Ausgelegte Bücher zum Thema Nachhaltigkeit luden zum Durchblättern ein, in Gesprächen wurden Erfahrungen mit selbst hergestellten Putzmitteln, Kosmetika und Homöopathie ausgetauscht. Es war ein gelungener, bunter Nachmittag, von dem jeder etwas in seinen Alltag mitnehmen konnte.

Neben den aufgezählten Aufgaben und Angeboten lockten ein Bolzplatz und eine Turnhalle, vornehmlich die Kinder und Jugendlichen, aber auch den einen oder anderen Elternteil, zum gemeinsamen Fuß-, Basket-, Hand- und Tischtennisspiel. Handy, Spielekonsolen, Fernseher wurden nicht vermisst.

Ziemlich erschöpft und voller neuer Eindrücke kam die ganze Gemeinschaft am Lagerfeuer zusammen. Hier gab es die wohlverdiente Stärkung in Form von "Suppenresten", Obst, Rohkost und Stockbrot, das auf selbst geschnitzten Stöcken mit viel Geduld und Abenteuerlust über der Glut gebacken wurde.

Begleitet von Keyboardspiel und gemeinsamen Gesang saßen wir zusammen am Feuer unter Gottes weitem Himmelszelt. Aufgeregt wurden im Laufe des Abends immer mehr Sterne entdeckt, Sternschnuppen erhofft und Satelliten beobachtet.

Was für ein harmonischer Ausklang!

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Wo zwei oder drei

Nach unserem letzten gemeinsamen Mahl, dem Frühstück, sammelten wir uns wieder an der, nun kalten, Feuerstelle. In einem Gottesdienst unter freiem Himmel konnten wir, gemeinsam mit unserem angereisten Kaplan, Gott in Gesang und Gebet für unser erlebtes Wochenende und Seine wunderbare Schöpfung danken. "Wo zwei oder drei" in Seinem Namen versammelt sind- da können wir gemeinsam achtsam, nachhaltig und dankbar mit Seinem Geschenk an uns, unserer Erde, umgehen, sie mit Bedacht nutzen, pflegen und schützen.

Text: Steffi Trautmann