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Freitagsklick :Kolpingbegeisterung in Ruanda

Seit Mai 2024 ist Ruanda – neben Kolumbien – ein Partnerland unseres Diözesanverbands. Martin Grün, der Initiator des Projekts, ist gerade von einer zehntägige Freundschaftsreise durch Ruanda zurückgekehrt.
Dancille und Martin in Ruanda

 Zehn Tage voller bunter Eindrücke! Wo fängt man an zu erzählen? Am besten bei der Ankunft in Kigali!

Martin, woran hast Du dein Empfangskomitee erkannt?

Willkommen in Ruanda mit orangem Blumenstrauß

Martin: Kigali ist ein kleiner Flughafen, da steigen nur 20 Leute aus dem Flieger, der Rest reist weiter nach Uganda. Und wenn am Flughafen eine Gruppe mit orangenen Blumenstrauß dem einzigen Europäer zuwinkt, ist es nicht schwer zu wissen, wo man hingehört! 

Was waren deine ersten Eindrücke von Kigali?

Kigali ist eine große Stadt mit zwei Millionen Einwohnern, die sehr hügelig ist. Zwischen 800 Metern und 1800 Metern sind die sanften grünen Berge in der Stadt hoch. Und die Stadt ist sehr sauber, da können sich deutsche Städte eine Scheibe abschneiden! Plastiktüten sind schon seit über zehn Jahren verboten und es fliegt auch sonst kein Müll auf der Straße rum. 

Was war die erste Station, die Dir die Kolpinggeschwister gezeigt haben?

Testacker

Zuerst war ich in Ruyenzi, der Geschäftsstelle von Kolping Ruanda. Von dort steuert ein begeistertes Team unter der Leitung von Geschäftsführerin Dancille Mujawamariya alle Kolpingprojekte in Ruanda: Ackerflächen werden vergeben, Projekte priorisiert und neue Geschäftsideen entwickelt. Auf einer kleinen Ackerfläche testet der Agraringenieur Depite Pflanzen für den Anbau. 

Wie hast Du den Umgang mit dem Völkermord erlebt?

Genocide Memorial

Der Genozid von 1994 ist im kollektiven Gedächtnis. An vielen Orten, selbst in den kleinsten Ortschaften gibt es Gedenkstätten. Zurzeit prägt die Zahl „31“ das Land. Diese Zahl gibt an, wie viele Jahre seitdem vergangen sind. Überall wird man an diese 100 Tage des Schreckens erinnert und mich macht schon der Gedanke daran sprachlos. Aber ich glaube daran, dass die jetzige Generation es mit „nie wieder“ ernst meint

Welche Begegnung mit Kolpingern hat Dich nachhaltig beeindruckt?

Die Dankbarkeit, etwas zu lernen – die hat mich sehr berührt. Bei allen Kolpingsfamilien, die ich besuchen durfte, herrschte Dankbarkeit für Schulungen und die Hilfen im täglichen Leben. Die Menschen vor Ort sehen, dass auf ihren Feldern mehr wächst, wenn sie eine Schulung zum Thema Dünger mitgemacht haben. Sie unterstützen sich gegenseitig beim Aufbau ihrer Netzwerke und sie sehen die Qualität, die ihre Arbeit mit Unterstützung von Kolping erreicht.  

Wie wird dort ein Gottesdienst gefeiert?

Laut, fröhlich und begeistert. Wer dort bei einem Gottesdienst nicht mittanzt oder zumindest klatscht, hat die FROHE Botschaft nicht verstanden. Ich kann leider die Landessprache Kinyarwanda nicht, aber ein Gottesdienst geht durch den Kopf übers Herz bis in den kleinen Zeh! 

Bei den Orange Tables hast Du das Projekt „Wasser ist Leben“ von Kolping International vorgestellt. Wie hast Du den Umgang mit Wasser vor Ort erlebt?

Wasser ist dort wirklich Leben. Mir wurde erzählt, dass dort ein Feld nicht bestellt werden konnte, weil es kein Wasser mehr außerhalb der Regenzeit gibt. Spontan haben ich dann Kontakt mit dem Diözesanvorstand, meinem Bezirk und meiner Kolpingsfamilie aufgenommen. Glücklicherweise konnten wir spontan helfen und Tanks besorgen. Die nötige Infrastruktur wird dabei immer von der örtlichen Kolpingsfamilie bereitgestellt: Fundament betonieren, Leitungen verlegen und was sonst noch an Vorarbeit geleistet werden muss. Erst dann wird Kolping Ruanda aktiv. 

Im Kolping-Ausbildungszentrum in Muramba lernen über 300 junge Menschen einen Beruf – vom Maurer*in, Fahrzeugmechaniker*in, Schneider*in und Elektriker*in. Welchen Eindruck hast Du dort von den jungen Menschen gehabt?

Klassenraum mit Schüler*innen in Kolpingorange

Sie sind voll bei der Sache! Als ich dort war, haben manche gerade ihre Prüfung abgelegt und bestanden. Die jungen Menschen haben jetzt eine staatlich anerkannte Ausbildung, mit der sie im ganzen Land Arbeit finden können. Oder sie machen sich selbstständig. Denn sie haben Träume und das Wissen, mit Kolping einen Partner zu haben, der sie beim Aufbau ihres „Business“ unterstützt

Wärst Du gerne noch länger geblieben?

Ja! Aber ich hatte auch Heimweh nach meiner Frau und meinem Sohn. Doch ich weiß, dass ich mit meiner Familie wiederkommen werde und dass mich mit Ruanda nicht nur eine Partnerschaft, sondern echte Freundschaft verbindet. Und die geplante Begegnungsreise 2026 unseres Diözesanverbands wird das sicherlich zeigen! 

Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg für die Partnerschaftsarbeit!